Die körperlich kranke Seele I und II - Literaturhinweise und Fußnoten

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Fußnoten

[1] Ich habe an anderer Stelle (Das „konjekturale Denken", 2004) dargelegt, dass diese beiden Grundkräfte auch in der Physik und auch in den Geisteswissenschaften Gültigkeit haben. Der Psychoanalytiker spricht hier von Trieben, Triebkräften.

[2] Freud hatte zwar ursprünglich den „Eros-Lebenstrieb" an diese Stelle gesetzt, aber diese Konzeption war - genau so wie die eines zweiten Triebes, nämlich des Todestriebes - zu sehr vom Biologischen entlehnt und nicht reine neue, originäre Wissenschaft. J. Lacan hat daher - sich auf die Linguistik stützend - das Freudsche Konzept etwas umformuliert, und so stelle ich es auch hier dar.

[3] Neurologisch spricht man heute von „Spiegelneuronen", d. h. Nervenzellen, die spiegelbildliche Vorgänge verarbeiten und so auch im Gehirn eng verbunden sind. Psychologisch entspricht dies dem „Spiegelstadium", das um den 18. Lebensmonat herum das Ich in Form erster selbstreflexiver Bilder entstehen lässt.

[4] Solms, M., Turnbull, O., Das Gehirn und die innere Welt, Patmos (2004)

[5] So wird er von dem französischen Psychoanalytiker J. Lacan bezeichnet.

[6] Das griechische kathairo (καθαiρο) heißt reinigen. Ich zitiere hier immer gerne Goethes Faust, wo der Dichter sagt: „Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil". Gemeint ist genau dieses innere Rieseln, wo es einem innerlich z. B. bei einem bestimmten Musikstück wie prickelnd ( z. B. den Rücken) herunterläuft. Es erinnert auch an das Märchen von dem, der auszog das Gruseln zu lernen. Bekanntlich gruselte es den Protagonisten dieses Märchens vor nichts. Doch als am Ende das Fischermädchen ihm Grünlinge auf den Bauch schüttete, rief er aus: „Jetzt weiß ich, was gruseln ist. Hier hatte das Gruseln natürlich auch eine erotische Bedeutung.

[7] Ausführlichere Erklärungen zu diesem Grundkonzept finden sich in den Schriften von J. Lacan oder in den Büchern „Analytische Psychokatharsis" oder „Das konjekturale Denken" von mir.

[8] Es stecken bereits mehrere sich überschneidende Bedeutungen in diesem Ausdruck, aber sie sind linguistisch nicht exakt genug (siehe später bei der Erklärung des FORMEL-WORTES)

[9] Ich verweise bezüglich des Tones, Verlautens, darauf, dass die Psychoanalytiker hier auch vom „Klang-Objekt" sprechen, einem innerpsychischen Objekt, das in der frühesten Kindheit auch von der Stimme der Mutter her mitaufgebaut wird.

[10] Nochmals: Die Übertragung ist ein zentraler Begriff in der Psychoanalyse. Gemeint sind Bedeutungen aus früheren oder anderen Bereichen, die vom Patienten auf den Psychoanalytiker „übertragen werden". In diesem Sinne ist der Psychoanalytiker ein ideales Übertragungsobjekt.

[11] Der Begriff „Übergangs-Objekt" stammt von dem englischen Psychoanalytiker D. Winnicott, der es in einem etwas anderen Sinne verwendete als ich es hier tue. Ich meine damit ein seelisches Objekt, also einen subjektiven Zustand übergangsweiser Stabilität, der gerade dadurch erreicht wird, weil man sich auf die primästen seelischen Vorgänge, das STRAHLT / SPRICHT meditativ konzentriert.

[12] Der französische Psychoanalytiker J. Lacan sprach in diesem Zusammenhang auch von der PASSE, dem Durchgang durch den analytischen Prozess.

[13] Dem Wort „geführt" widerspricht nicht, dass man in der Meditation versucht, „Einfälle" möglichst auszuschalten. Sie lassen sich eben nie ganz ausschalten und nach einer Zeit der Meditation treten ja auch wieder viele Gedanken auf, die die nächste Meditation wieder beeinträchtigen können.

[14] Die FORMEL-WORTE helfen ja bei der Übersetzung des Unbewussten ins Bewusste.

[15] Die Topologie ist die Lehre vom Räumlichen, auch Nicht - Euklidische oder Gummi - Geometrie genannt. Ein Dreieck kann z.B. auch gebogene Linien haben, so dass die Winkelsumme mehr oder weniger als 180 Grad beträgt. Wenn wir uns das Psychische als „topologisch" organisiert denken, ja spüren, heißt dies, dass es durch sehr flexible, dehnbare, Muster, Formen oder Zeichen aufgebaut ist.

[16] Dies ist auch der Titel eines Seminars von J. Lacan. L´envers de la Psychanalyse (1991). Gemeint ist, dass das FORMEL-WORT so aufgebaut ist, dass es die für die Psychoanalyse so typischen „freien Assoziationen" bündelt und so direkt in die Nähe einer Deutung, einer Interpretation zwingt

[17] Dabei steht das Bild wieder mehr für das erste, tiefere Unbewusste, das Wort mehr für das Vorbewusste. Es gibt jedoch geringe Vermischungen.

[18] Ich könnte mir den Sinn so vorstellen: der Hund dreht und verknotet sich - mühselig und mehrfach, bis schließlich im Sinne der Evolution daraus ein Mensch wird.

[19] Erst im Zusammenhang mit der SPRICHT-Übung entsteht das, was ich ein „Übergangs-Objekt" genannt habe, das dann vorwiegend durch Hilfe der FORMEL-WORTE sogar bis zu den KENN oder PASSWORTEN führen kann.

[20] Der in der Psychoanalyse bekannte Widerstand gegen die Aufdeckung des Verdrängten spiegelt sich allerdings oft auch in einem Widerstand gegen die FORMEL-WORTE wieder. So hat z. B. einer meiner Schüler immer wieder betont, er müsse bei der genannten Formulierung immer denken: „Radieschen, bitte". Bei anderen FORMEL-WORTEN sind mir ähnliche „Verschiebungen" geboten worden. Ich sage dann immer: Alle Assoziationen sind erlaubt, für das Üben sollen sie jedoch - auch die lateinischen - zurücktreten. Bleibt eine im Vordergrund erhalten, muss man diesen Widerstand eben psychoanalytisch hinterfragen. Für das „Radieschen" war das nicht schwierig: der betreffende Schüler assoziierte dazu „Lieschen" und „radieren". Letzteres Wort hat im Vulgärsprachlichen auch die Bedeutung von geschlechtlich verkehren.

[21] Hier nochmals eine Bemerkung zu der anfangs benutzten Formulierung des „Radicit". Im Kreis geschrieben können wir hier auch „tradici" (ich übersetzte), „citra di" (diesseits von di), „radicis" (vom Ursprung) etc. herauslesen, es ist aber nicht so exakt.

[22] Die ersten Worte der Menschen sind Losungsworte, KENN-WORTE gewesen, die die Sprachforscher auch Identitätsworte nennen. Hier tauchen wir also wieder zurück ins Unbewusste (psychoanalytisch: machen eine Regression), um daraus wieder progressiv weiter zu wachsen.

 

Literaturhinweise

Empfehlungen für ein weiteres Literaturstudium:
Freud, S., Abriss der Psychoanalyse, Fischer Taschenbuch, 1996
Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse: Das Seminar v. Jacques Lacan, Buch XI (1964) , Walter,1980

Zum weiteren Studium kann auch das Buch des Autors über die Analytische Psychokatharsis hilfreich sein.

Hummel, G. v., Analytische Psychokatharsis: Eine Verbindung von Meditation und Wissenschaft MCS, 2008