Die körperlich kranke Seele I und II - Formelworte anwenden

Beitragsseiten

DasSTRAHLT und SPRICHT, das „Bild"- und „Worthafte", sind also ständig unbewusst in uns verknüpft.[7] Je unbewusster und fehlerhafter diese Verknüpfung ist, desto mehr kommt es eben zu psychosomatischen oder auch rein seelischen oder sonstigen Beschwerden. Dabei spielt natürlich auch die Art, wie die Objekte der Außenwelt (dazu gehören auch menschliche „Objekte") in diese Verknüpfung einbezogen sind, eine große Rolle. Um nicht zu sehr in der Theorie stecken zu bleiben, werde ich gleich vorschlagen zwei praxisbezogene Übungen zu machen. In diesen Übungen wird die Erfahrung des STRAHLT mit der des SPRICHT durch die Verwendung sogenannter FORMEL-WORTE verbunden, deren Wesen ich im Weiteren ebenso wissenschaftlich belegt erklären werde. Durch diese praktische Verbindung erreicht man eine Klarheit und Sicherheit bei der Erneuerung der unbewussten und fehlerhaften Verknüpfung eben in Form dessen, was ich eine „analytische Psychokatharsis" nenne, eine körperbezogene Psychotherapie.

Im Gegensatz zur Psychoanalyse haben die meditativen Methoden für sich allein genommen den Vorteil, dass sie praxis-, also auch körpernäher sind (was wir ja eingangs gewünscht haben), dafür aber auch den Nachteil, dass sie viel zu sehr vom Bewussten oder besser: Gewussten, also schon vorgegebenen Sinn, Thema, Gedanken ausgehen. Sie haben eine schon zu sehr bestimmte und vom Therapeuten selbstgewählte Form. Sie sind zwar einfacher zu verstehen, sind bildhafter, plastischer, anschaulicher, virtueller (mehr auf das STRAHLT bezogen), und sie sind also auch praxisnäher, vernachlässigen aber das von der Psychoanalyse für so wesentlich und wichtig angesehene und mehr worthafte, symbolbezogene, rhetorische (das SPRICHT), aber eben doch noch weitgehend unbestimmt belassene Unbewusste. Diesen wichtigen Aspekt kann man gar nicht genug betonen. Denn er macht die Wissenschaftlichkeit aus und ersetzt die Abhängigkeit vom Therapeuten. Dennoch - gerade wegen der Praxisnähe - werden wir uns auch auf diese meditativen Methoden etwas stützen müssen.

Nunmehr jedoch - um wie gesagt in der Theorie nicht zu weit auszuufern - empfehle ich jetzt eine Vorübung der beiden angekündigten Übungen zu machen. „Radiit" heißt lateinisch STRAHLT, „Dicit" SPRICHT. Wenn wir beide zu „Radicit" zusammenziehen, haben wir zwar noch kein ganz echtes FORMEL-WORT (dessen Charakter besteht - wie ich noch zeigen werde - in einer wissenschaftlich präziseren und klaren Zusammensetzung), aber eine für den ersten Übungsschritt brauchbare Formulierung.[8] Wenn man sich nun (evtl. mit geschlossenen Augen) hinsetzt, langsam, monoton und nur in Gedanken das „Radicit" wiederholt und gleichzeitig ein bisschen darauf achtet, ob man dabei etwas, das den Charakter des STRAHLT hat, wahrnimmt, wird man eine Entspannung, vielleicht sogar schon eine leichte Katharsis bemerken. Das langsame, monotone Wiederholen des „Radicit" fördert den Rückzug nach innen und damit das Auftauchen der STRAHLT - Erfahrung, die nichts mit den Augen zu tun hat, sondern eben etwas mit dem unbewussten Körper-Bild, dem „Bildhaften", den Spiegelungen des Schautriebs. Das wird später noch ausführlicher erklärt werden, für den Anfang mag eine kleine Erfahrung genügen. Ich gebe hier absichtlich keine Suggestionen, was man „sehen" oder erfahren soll. Ich sage nur, es soll diesen Charakter des STRAHLT haben, wie unterschiedlich jeder das auch erfahren mag.

Nach einiger Zeit (vielleicht zehn Minuten) macht man dann die gleiche Übung mit dem SPRICHT. Während man im Hintergrund noch langsam (evtl. mit kleinen Unterbrechungen) das „R-a-d-i-c-i-t" wiederholt und die beginnende Katharsis spürt, achtet man jetzt darauf, etwas von der Art eines Tones, Klanges, Verlautens[9] zu vernehmen (die Umgebung muss dazu natürlich anfänglich ruhig sein), das von tief innen her zu kommen scheint. Auch hier stellt sich eine entspannende Konzentration ein und manchmal kommt es zum Auftauchen einer wirklichen SPRICHT - Erfahrung: eine Gedanke formuliert sich wie von weit her oder unerwartet spontan. Ein kurzer, in sich zusammengedrängter „Spruch", ein befremdlicher Einfall entsteht wie aus dem Nichts. Die Übungen fließen ineinander über, es gibt dann so etwas wie ein eigenes, wirkliches Radicit", ein STRAHLT, das SPRICHT oder umgekehrt, was sich bis zu einer Krönung und zu einer Erfahrung hin steigern kann, die ich später noch das KENN- oder PASSWORT nennen werde. All dies soll jetzt nicht weiter verwundern, sondern nur eine Ersterfahrung darstellen, um das Ganze der Analytischen Psychokatharsis auch von der Praxisseite her besser zu verstehen. Doch nach dieser Vorübung nochmals zur Theorie.