Der Vorteil einer Geometrie des menschlichen Subjekts

Die Griechen, vor allem Thales und Pythagoras, waren wohl die ersten, die zu erkennen glaubten und dies sogar nach Maßgabe einer antiken Wissenschaft auch belegen konnten, dass das Dreieck ein Mensch ist. In der durch die wunderbaren mathematisch-geometrischen Gesetze des Dreiecks bestimmten Form sahen sie den Menschen „energetisch" besser erfasst und definiert als in der seines üblichen und banalen äußeren körperlichen Aussehens. Doch schon lange vor ihnen hatten die Inder in verschiedenen Formen des Yoga ähnliche geometrische Gebilde wahrgenommen, die das Wesen des Menschen besser darstellen würden, als jede äußere Form.

Ida, Pingala Sushumna nannten sie die drei Kraftlinien, energetischen Meridiane, die den menschlichen Körper von unten nach oben und auch quer hindurch verschiedene „Chakras" durchziehen würden. Heutzutage finden wir in der Psychoanalyse J. Lacans wiederum die gleichen Strukturen vor, diesmal durch noch akribischere geometrische Gebilde ausgedrückt.

Abb. 1  Energielinien im Yoga         sushumna222Lacan orientierte sich an der sich aus der klassischen Euklidischen Geometrie heraus kristallisierenden Topologie und Knotentheorie. Das hier gezeigte Möbiusband ist eines der am meisten verwendeten Beispiele für die von Lacan verwendete Strukturdynamik. Auf diesem Band gibt es stets eine Vor- und Rückseite und doch ist es nur eine in sich geschlossene Fläche, aus der es existiert. Damit ist das energetische Muster von Bewussten (Vorderseite) und Unbewussten (Rückseite) der gleichen Seelenfläche ausgedrückt. Lacan bezieht dies auch manchmal auf den mehr bewussten „Anspruch" des menschlichen Subjekts (Voderseite) und dessen unbewussten „Trieb" (Rückseite), beides klassische Begriffe aus der Psychoanalyse. Ich möchte dieses KonzeptMoebiusband111 noch von den antiken Figuren angefangen bis heute noch weiterführen, indem ich es aus der rein topologischen Betrachtung heraus zu einer praktisch, pragmatischen Anwendbarkeit  „energetisch"- psycho-logioscher Art bringe. Denn dies, nämlich eine gewisse Praxis, war ja anfänglich das Ziel des Yoga gewesen, während die griechischen Denker schon mehr auf die Theorie abzielten.

Abb. 2 Möbiusband

Während im frühen Yoga tatsächlich eine extreme Art der körperbezogenen Praxis vorherrschte, waren die alten Griechen zwar noch so sehr mit ihrer Geometrie verbunden, dass sie sich selbst wirklich als Dreieck fühlen und denken konnten, hatten jedoch auch klare theoretische Vorstellungen davon. Es ging also bei ihnen nicht nur um reine Abstraktion so wie es in der modernen Geometrie der Fall ist, aber auch nicht nur um quälende Yogapraxis. In der Psychoanalyse wiederum teilen Therapeut und Patient sich diese Aufgabe. Der Therapeut hat selbst eine klare Theorie anhand eigener Praxis erlernen müssen und lässt den Patienten wieder die praktische Arbeit tun, bis dieser ebenfalls klare Einsichten und Vorstellungen von der ganzen Liniendynamik bekommt. Dennoch hapert die Geschichte ein bisschen: die Therapie dauert hunderte von Stunden und eine gewisse Körperbezogenheit der „energetischen" Linien kommt in der herkömmlichen Psychoanalyse nicht zustande.

Während im frühen Yoga tatsächlich eine extreme Art der körperbezogenen Praxis vorherrschte, waren die alten Griechen zwar noch so sehr mit ihrer Geometrie verbunden, dass sie sich selbst wirklich als Dreieck fühlen und denken konnten, hatten jedoch auch klare theoretische Vorstellungen davon. Es ging also bei ihnen nicht nur um reine Abstraktion so wie es in der modernen Geometrie der Fall ist, aber auch nicht nur um quälende Yogapraxis. In der Psychoanalyse wiederum teilen Therapeut und Patient sich diese Aufgabe. Der Therapeut hat selbst eine klare Theorie anhand eigener Praxis erlernen müssen und lässt den Patienten wieder die praktische Arbeit tun, bis dieser ebenfalls klare Einsichten und Vorstellungen von der ganzen Liniendynamik bekommt. Dennoch hapert die Geschichte ein bisschen: die Therapie dauert hunderte von Stunden und eine gewisse Körperbezogenheit der „energetischen" Linien kommt in der herkömmlichen Psychoanalyse nicht zustande.

Sitzender0002Deswegen stelle ich hier ein anderes Konzept samt seiner Praxis vor. Das fol- gende Bild hier links soll in Form der mit Pfeilen versehenen Linien wieder etwas nach der Art eines Möbiusbandes darstellen. Es kommt hier gar nicht so sehr darauf an, geometrisch exakt zu sein, die Topologie soll nur angedeutet werden, die Pfeile sollen nur eine bestimmte Richtung der Dynamik präsentieren. Oben im Kopf gibt es eine ungefähre Position in der Nähe von Auge und Ohr, denn diese Stelle zeigt den mehr nach außen gerichteten sensomotorischen Strom an. Dieser kann - etwa bei einer Meditation, aber beispielsweise  auch  im Traum - nach  innen zurückgezogen sein. Auch im alltäglichen Sprachgebrauch verstehen wir unter einem sich in sich Zurückziehen einen derartigen Vorgang. Neuropsychologisch wird man von einer Konzentration mehr auf die zentralen Anteile des Gehirns sprechen. Die Schleife dieses möbiusartigen Bandes geht jedoch auch durch den ganzen Körper, es gibt auch - neben der eben gerade beschriebenen mehr horizontalen Richtung - eine mehr vertikale Richtung und auch Miteinbeziehungen anderer Positionen wie etwa solche von rechts und links.

Doch nun gehe ich noch einen Schritt weiter. Das hier gezeichnete Band ist nicht eine „energetische" Linie allein. Der Begriff „energetisch" ist ohnehin schon ein bisschen fragwürdig, aber da Freud in seiner Psychoanalyse von der Libido als einer psychophysischen Energie sprach, lass es das Ganze einmal so stehen. Viel wichtiger ist, dass man sich dieses Band auch noch zusätzlich beschriftet vorstellen muss. Dabei  korreliert die Beschriftung genau mit der topologischen Dynamik. Es handelt sich nämlich bei der Beschriftung um das, was ich schon oft unter der Bezeichnung „Formel-Wort" erwähnt habe und was also eine Formulierung darstellt, die in sich mehrere Bedeutungen vereint. Ich bilde hier nochmals kurz eine derartiges im Kreis wie auf ein Möbiusband geschriebenes Formel-Wort ab.

E-N-S-C-I-S-N-O-M, schreibt man es im Kreis, so ist für jemand, der die lateinische Sprache kennt, sehr schnell zu sehen, dass von verschiedenen Buchstaben aus gelesen ganz verschiedene Bedeutungen heraus kommen. So heißt MENS CIS NO, der Gedanke innerhalb von No,  NOMEN SCIS, du kennst den Namen, OMEN SCIS N, du kennst das Omen N,   CIS  NO  MENS,  dieseits schwimme ich, der Geist, ENS CIS NOM, das Ding diesseits von Nom, C IS NOMEN S, hundert, dieser Name S.

Egal, ob diese Worte nun sehr intelligent sind oder nicht, man sieht sofort, dass selbst in der Schreibweise allein etwas topologisch Dynamisches steckt, und deswegen konnte ich gerade sagen, dass die rein geometrisch-topologische Figur nicht so exakt sein muss. Das Wesen der Verschiebungen und Verdrehungen all dieser vom Yoga und den alten Griechen bis heute gezeigten Graphen (so nennt man diese Gebilde mathematisch),liegt nämlich nicht nur in ihrer bildhaften sondern mindestens genau so - wenn nicht mehr - worthaften Form. Insbesondere die Psychoanalyse ist angetreten das Wesen dieser topologischen Strukturen als entscheidend vom Wort, vom Signifikanten, her bestimmt anzusehen. Ich habe deswegen die Vokabel „energetisch" immer in Anführungszeichen geschrieben, weil diese hier ständig gezeigten Linien - vom Dreieck angefangen bis zum Möbiusband - wohl mehr auch „Wortlinien" sind, Signifikanten, Bedeutungsknoten. Nicht ein magischer „energetischer" Fluss bewegt sich in uns auf Meridianen auf und abwärts, nach links und rechts und im Kopf hin und her, vielmehr „Spricht" Es auch in uns rauf und runter und vor allem auch im Kopf hin und her. Und natürlich Spricht Es nicht rein verbal, druckreif, linguistisch, sondern meist nur angedeutet, auf etwas anspielend und eben somit wieder zurückkehrend zur topologischen Struktur. Nur so, genau so ist das Unbewusste konstruiert. Es Spricht auf topologischen Bahnen - und nicht auf rein logischen.

Wozu dient nun die ganze Abhandlung?  Sie dient dazu, dass ich den Stuss, der in der Wissenschaft ständig geredet wird, nicht auch noch weiter fortsetzen muss, sondern es dem Leser / Betrachter überlassen kann, was man mit diesen Bildern / Worten machen kann. Man kann damit nicht nur theoretisch, sondern eben auch praktisch, körperbezogen, Wissenschaft treiben ohne irgendwelche gelehrten Köpfe dazu ziehen zu müssen. Man kann mit seinem eigenen Unbewussten arbeiten und muss nicht das anderer erst auf sich nehmen. Eine exaktere und gleichzeitig so praxisnahe und für den Einzelnen daher direkt erfahrbare und ausübbare Wissenschaft kann es derzeit nicht geben.