Ich, Subjekt, NEO - N - EMO

Ich, Selbst, Subjekt, Ideal- und Überich und „Neonemo“ Die alten Griechen kannten noch so wie viele frühere Völker kein eigenes Ich so wie wir es heute modernerweise leben und verstehen. Sie lebten in einer Identität mit ihrer Sippe, Kunst, Sport, Staat, Eros, Mythos und vielem

mehr. Es ist schwer zu sagen, inwiefern das Ich Ich ist, ob als Ego zu selbstisch, als klein geschriebenes ich zu vage, als „ich selbst“ zu psychologisiert und als „wahres Sein“ äußerst fraglich.. Die Seele (psyche) war für die Griechen ein weitgespanntes Feld von Gefühl und Gedanke, bei Sokrates und Platon unsterblich, weil mit Überirdischem verbunden.

Doch auch heutige Menschen und Wissenschaftler, vor allem die Psychoanalytiker tun sich schwer mit dem Ich und dem irgendwie und –wo dazugehörigen Sein. Die Selbstheoretiker unter ihnen sahen es so, dass das Ich, wenn es Teile seines Unbewussten in sich integriert, sozum Selbst wird, das dann ein stabileres Sein hat. Es hatte sich dann mit Idealbildungen des Ichs und mit dem sogenannten Überich derart versöhnt, dass es ein umfassenderes Ich, also ein wahres Selbst genannt werden konnte. Aber dies ist eben nur Theorie. Hat jemand schon den Unterschied bemerkt, wenn er als Ich oder als Selbst von sich redet? Das Selbst ist doch nichts anderes als ein verfeinertes, akademisiertes Ego, einfach gebildeter, sozial kompetenter (was immer das heißen mag) und generöser, aber nichts wirklich Anderes, Superkomplexes.

In der Philosophie J. G. Fichtes vor 200 Jahren gab es das „absolute Ich“. Es war ein besonderes gesteigertes Selbstbewusstsein, ein Ich bin, weil Ich bin, frei, überlegen, mehr oder weniger gottlos und so dem Kantschen „Ding an sich“ als – so würde ich dies jetzt sagen – „Ich an sich“ gegenübergestellt. J. Lacan versuchte diesem Spuk mit dem Ich, Selbst, Ideal- und andern Ichs ein Ende zu bereiten, indem er das Ich vom Subjekt unterschied, das aus unbewussten inneren Strebungen, Trieben und dem Bezug zum äußerem Kollektiv bestand und sozusagen eine Anlehnung an Syntax und Grammatik hatte. Es, das Subjekt, war schon bei Freud eher das dem Trieb Unterstellte, doch ging es hier noch um gewaltige Kräfte, während das Lacansche Subjekt eher auch Teil der symbolischen Ordnung (Sprach- oder mathematischen Ordnung, eben Syntax und Grammatik) war. Das Freudsche Es war Antrieb, das Lacansche Subjekt Auftrag, um es sehr verkürzt zu sagen.

Zurück zum Ich, von dem Freud sagte, dass es nur die „Projektion einer Oberfläche“ sei, also so etwas wie ich es hier unten in der Abbildung 1 zeige. Es ist damit dezentriert, marginal, nicht die Mitte des Subjekts. Diese Mitte wird vielmehr – bei Lacan – vom A eingenommen, vom Anderen als solchen, von unserer eigenen Andersheit, die genauso mitzusprechen hat wie wir als Ichs, indem sie eben in Richtung eines Auftrags drängt. Sie will Buchstaben los werden, die etwas sagen. Nicht nur in unserer bildhaften Identität, in unserem Oberflächen-Ich, sondern auch in unserer Wortidentität, in unserem Namen, sind wir somit gespalten und kommen mit unseren Eigen- und Anders-Teilen nicht klar. Kein einheitliches und „wahres Sein“ tut sich auf. Dies lässt sich am besten durch die Aufschlüsselung eines typischen „Freudschen“ Versprechers, wie dem in Abb. 2 gezeigten Beispiel zeigen.

So erzählte einmal Heinrich Heine die Geschichte eines Mannes, der mit seiner Bekanntschaft des reichen Baron Rothschilds prahlen wollte. Er wollte sagen, dass er mit ihm wie „familiär“ verbunden sei, sagte aber: „ich bin mit ihm so „famillionär“. Die Wahrheit, dass es doch die Millionen sind, die ihn faszinierten, rutschte ihm so aus dem Unbewussten heraus. Warum es zu so einem Versprecher kommt, kann man leicht an den Schnittstellen sehen, den die darin steckenden Wörter gemeinsam haben. Diese Schnittstellen sind nämlich

Die Vielschichtigkeit dreier Bedeutungen entsprechend ihrer wortklang-bildlichen Struktur unter einander geschrieben.

lockere Verbindungen, die diejeweiligen Wortbruchstücke vernetzen. Es liegt also am neuropsychologischen oder sonst wie geartetem Netzwerk, das wiederum Ähnlickeit mit dem gespaltenen Ich hat (Ich / Selbst, Ich / Idealformen des Ichs etc.). Aber es liegt nicht nur daran allein. Es sind eben auch psychologische Bedeutungen mit im Spiel, von denen Freud zu Recht sagte, dass sie verdrängt sind, also ebenfalls weggespalten. Da sie aber zu unserer unbewussten Wortidentität gehören (Subjekt, Überich etc.), drängen sie auch dazu sich zu artikulieren. So wie die Ichs sich zeigen und gesehen werden wollen (Antrieb), wollen sie gehört und gesprochen sein (Auftrag). Doch dies ist nicht so einfach. Ist es schon schwierig genug, die mehr bildhafte Identität der Ichs aufrecht zu erhalten, wo sie doch nur Projektionen einer Oberfläche sind (z. B. der Haut), wie sollen sich dann die worthaften Anteile des Subjekts vernehmen lassen, wo sie doch nur verdrängt und entstellt (z. B. in Symptomen) zum Ausdruck kommen? Sie können nur raunen, murmeln, flüstern oder weitgehend reduziert nur einen Laut hervorbringen. Gott sei Dank verfügen wir über Zeichen, die ein “Etwas für jemand” sind, sodann über Buchstaben und schließlich über Signifikanten, die “Zeichen eines Subjekts” sind. Während die Ichs also mehr Bildhaftes für andere Ichs sind, sind die “Zeichen eines Subjekts” Worthaftes für ein anderes Subjekt.

Will man alle zusammen darstellen, schreibt man am besten etwas Worthaftes auf ein geometrisch Bildhaftes wie z. B. das Möbiusband. Dieses Band hat nur eine Fläche, weil das Band um 180 o verdreht ist. Auf dem in der Abbildung 3 gezeigten Band, ist ein lateinischer Satz (wegen seiner besonderen Art von mir auch Formel-Wortb genannt) so aufgeschrieben, dass ein Wechsel von der Vor- auf die Rückseite und umgekehrt Schnittstellen ergibt, die aus dem Satz stets neue Bedeutungen herausklingen lassen. Zum Beispiel in normaler und in Kreis-Schreibung:

Auch wenn die einzelnen Bedeutungen scheinbar unsinnig sind und nichts mit der gerade behandelten Thematik zu tun haben, ist diese Schreibwiese die einzig mögliche, das Netzwerk der Ichs-Subjekte klar zu legen und einer Verwendung zuzuführen, die auch eine praktische Lösung erlaubt. Denn mit der reinen Theorie kommt man hier nicht weiter. Es ergeht einem dann nämlich ähnlich wie Marx, für den theoretisches Herumphilosophieren ein Ende hatte und nunmehr die proletarische Praxis notwendig sein sollte. Denn wenn das ganze Gerede vom Ich, Selbst, Ideal- und Über-Ich und Subjekt einen Sinn haben soll, dann indem eben alle diese Wesen von Ich-Subjekten sich selbst kennen lernen und erfahren können sollten, indem sie an dieser Wand der theoretischen Darlegungen zerschellen, um gerade so als neue, wahre, große oder wie man es immer sagen will:ICH-SUBJEKTE auftauchen.

Dazu muss man nur NEO - N- EMO gedanklich in sich meditieren, um so an der Vielschichtigkeit seiner Bedeutungen auf zu laufen, womit sich aus dem Murmeln, Raunen, Flüstern und Verlauten ein wirklicher Identitätssatz, ein Pass-Wort ergibt, das die Türen zum wahren Sein öffnet. Weiteres unter anderen Fachartikeln auf www.analytic-psychocathrasis.com.