Eurokrise und Materialismus

In letzter Zeit wird viel über Geld, Finanzen, Schulden und Währungskrisen gesprochen. Es werden ganz klare ökonomische Argumente vorgetragen, etwa derart, dass man Ländern, die ihre Steuern nicht richtig eintreiben, ihre Gelder nicht exakt verwalten und generell nicht haushalten können, isolieren, ihnen nicht mehr leihen oder gar schenken sollte, um so das wirtschaftliche Gleichmaß wieder herzustellen.

Rein ökonomisch ist dies richtig gesagt. Aber sind wir nur Ökonomen? Müssten wir nicht umfassender denken, nämlich nicht nur ökonomisch sondern politologisch. Politologie enthält auch kulturelle, soziale, historische, psychologische, ökologische und viele andere Aspekte, die bei den heutigen Diskussionen um Wirtschaft und Materie, um Geld und Gier, um Schulden und Währungen berücksichtigt werden müssen.

Ich habe in meinem Buch Politik / Therapie eine derartige politologische Sichtweise dargestellt. Natürlich muss man Steuern zahlen und gute Instrumente haben, diese auch einzutreiben. Aber anfangen sollte man mit einer politologischen Einstellung. Ich habe mich in meinem Buch auf den Soziologen und Politologen T. Lipowatz berufen, der als wichtigste Einstellung des Menschen zu sich und den Dingen „Individuierung und Liebe zur Transzendenz" empfiehlt. Die Individuierung klappt bei uns ja ganz gut. Wir sind alle sehr eigenwillige und selbstbewusste Lebewesen, sind Staats- und Wutbürger, Demokraten und Einzelkämpfer. Aber mit der Liebe zur Transzendenz hapert es etwas. Was ist damit überhaupt gemeint?

Es ist eben jene übergeordnete Einstellung gemeint, die sich nicht nur mit dem materiellen Wohlergehen beschäftigt. Lipowatz spricht ausdrücklich nicht von der Liebe zu Gott, weil dieser Begriff schon zu lange missbraucht worden ist und keine neuzeitliche, wissenschaftliche und ideologiefreie Bedeutung mehr hat. Man kann eine Liebe zur Transzendenz natürlich nicht einfach so aus dem Stand heraus und in ein Nichts hinein entwickeln. Dazu bedarf es einer Art Selbstanalyse, zu der ich auch in anderen Büchern und auf dieser Webseite ausdrücklich Stellung genommen habe. Eine derartige Selbstanalyse, die der inzwischen ja ausreichend etablierten Psychoanalyse entnommen ist, befähigt jeden einzelnen Ökonomie aber auch andere Aspekte des politischen Lebens selbst klar einschätzen zu können.