Bild und Sprache

Beitragsseiten



Denn darauf will ich hinaus: Ohne jedes Bild und ohne jedes Wort könnten wir mit den Übungen der Analytischen Psychokatharsis auch dahin kommen. Fast immer streift man in derartigen psychologischen Übungen das Thema „Familie". Aber selbst wenn das nicht so ist, auch „Familie" war ja nur ein fürs Erste genommener Name, eine Chiffre, die durchaus ungelöst bleiben kann. Die Analytische Psychokatharsis ist nicht für dieses spezielle Thema gemacht, sondern für die Selbstenthüllung, -erkenntnis, Subjektklärung, für ENS - CIS - NOM, die Wissenschaft  v o m  Subjekt selbst. Kein Name, kein Begriff steht hier schon von vornherein dem Subjekt im Weg. Wenn Es Familie nicht braucht, dann eben nicht, dann war dies jetzt eben nur eine Einleitung. Es, das Subjekt ist sich Seins selber.

Trotzdem nochmals und abschließend:  „Familie". Denn so wichtig und wesentlich es ist, das Wesen, den Signifikanten, das „Ding" „Familie" sich selbst durch Analytische Psychokatharsis zu erarbeiten, es könnte ja doch noch eine vorbereitende Hilfe in Form eine Sprache / Bild -Elementes geben, das ich noch nicht gezeigt habe. „Familie" ist ja nach psychoanalytischer Auffassung ein Komplex. Es ist nicht ein biologisches Geschehen, gar ein Familieninstinkt wie bei manchen Tierarten, die sich oft in extremer Weise um die Aufzucht ihres Nachwuchses bemühen. Beim Menschen ist Familie sehr stark durch die Kultur beeinflusst. E. Durckheim hat den Begriff der „konjugalen Familie" geprägt, bei dem der Schwerpunkt zum Verständnis von „Familie" also auf der Ehe der Eltern liegt. Aber all das trifft es nicht ganz. Auch der herkömmliche und klassische psychoanalytische Ansatz eines Komplexes, der einfach von zwei oder drei elementaren Strebungen zusammengesetzt ist wie etwa dem Oralen (Oraltrieb mit besonderer Betonung der Beziehung zur Mutter), Invokativen (Sprechtrieb, Worttrieb, „Spricht") und Skopophilen (Schautrieb, Bildtrieb, „Strahlt") ist zwar wissenschaftlich konkreter, aber trifft er auch so gut wie die obigen Bilder?

Dieses Bild mit Figuren von T. Heydecker und der Bezeichnung „Der rote Faden" zeigt vielleicht noch authentischer, was „Familie" ist: eine Fama (Gerücht), ein Buchstabenknoten, verbunden und verstrickt, wobei der rote Faden hier auch vielleicht die Mutter ersetzt, die sonst nicht  zu  sehen  ist.  Man weiß es nicht, aber man kommt der Sache doch immer näher. Und so muss man zuletzt wohl doch noch die Analytische Psychokatharsis anwenden, um es ganz klar zu machen. Klarer und auch wissenschaftlich präziser und gesicherter als es in den Hellingerschen Familienaufstellungen geschieht, die nur eine kurz andauernde und mehr emotional intuitive Erfahrung vermitteln, was es mit der (natürlich speziell eigenen) „Familie" auf sich hat.

Verlassen wir also „Familie". Es gibt ja noch genug anderes. Nur mit was fängt man an, ohne auch hier schon wieder etwas Nicht-Eigenes zu voreilig zu suggerieren? Bild und Sprache sollen von sich aus die Wissenschaft, um die es geht, hervorbringen. Was den Schwerpunkt Sprache angeht, so kann man sich hier gut auf die klassische Psychoanalyse verlassen:  Vorwiegend das Subjekt soll sprechen, egal was, je spontaner und assoziativer, umso besser. Es handelt sich also um eine Subjekt-Sprache, die zugrunde liegt. Das ist keine subjektive Sprache, denn das Subjekt hält sich ja an die allgemein gültigen und funktionierenden Sprachvorgänge. Aber Es spricht sich aus. Es, das Subjekt. Und so muss es natürlich auch auf der Seite des Bildhaften etwas Entsprechendes geben. Das Subjekt-Bild.           (Folgenddes Bild: Asger Jorn, Paatraengende Vaesener)


Für jeden Menschen gibt es sein Subjekt-Bild, wenn auch die meisten davon nichts wissen. Aber die Maler machen es uns vor. Ich erinnere an Asgar Jorn und andere aus der Maler-Gruppe Cobra, die möglichst spontanen Einfällen entsprechend, sozusagen „frei assoziierend" gemalt haben. Sie haben möglichst spontan ihr Subjektsein ausdrücken wollen, so wie wir es in einer Psychoanalyse von unseren Patienten erwarten. Und vielleicht hat Asger Jorn hier sein Subjektbild gemalt, also das Bild, das sein Wesen subjektbezogen ausdrückt. Schließlich hat er im Titel von drängenden Wesen, Organismen gesprochen, wobei die Existenzbegründung sich durch deren Existenz bewährt, also tatsächlich geht es um so etwas wie Subjekte, die durch sich selbst sind. Genau um so etwas geht es auch in der Bildtheorie Lacans, die wohl das wissenschaftlich Neueste auf dem Gebiet von Bild und Sprache ist.