Die körperlich kranke Seele I und II - Übertragungsvorgänge

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Gerade für die eben gemachte Schilderung der ineinandergreifenden STRAHLT / SPRICHT - Erfahrung, die vorerst nur umschreibend und unwissenschaftlich formuliert werden konnte, ist das Verständnis dessen wichtig, was ich mit dem eingangs erwähnten psychischen Übertragungsvorgang[10] angesprochen habe. Der Analytiker selber ist das ideale Übertragungsobjekt und in diesem Übertragungsvorgang selbst etabliert sich ebenfalls der STRAHLT / SPRICHT - Komplex, denn es wird ja „Bild"- und „Worthaftes" vermischt geäußert und interpretiert. Die fortschreitende Einsicht, die in der psychoanalytischen Therapie anhand des Übertragungsobjektes Analytiker zustande kommt, entspricht in der Analytischen Psychokatharsis dieser ineinandergreifenden STRAHLT / SPRICHT - Erfahrung als etwas, was man hier - als Pendant zur analytischen Übertragungsobjekt ein „Übergangs-Objekt" nennen könnte.[11] Es übersetzt übergangsweise das STRAHLT ins SPRICHT und umgekehrt. Aber erst in den bereits erwähnten KENN - oder PASSWORTEN kommt es zum wirklichen Ziel und Abschluss des Verfahrens, indem diese nicht nur eine Analytische Verdichtung darstellen, sondern auch mit der besagten Psychokatharsis einhergehen.[12]

Und noch ein anderes wichtiges Element der Psychoanalyse kommt hier zum Zug: das Wiederholungsgeschehen. In der Psychoanalyse gehen wir davon aus, dass im Unbewussten ein ständiger Zwang zu Wiederholungen besteht. Die oben genannten Konflikte und Kombinationen der Triebkräfte werden ständig unbewusst wiederholt, und auch darin spiegelt sich der STRAHLT / SPRICHT - Komplex wieder. Man könnte sogar noch erweitert sagen: im Übertragungsvorgang liegt die Betonung mehr auf dem SPRICHT, beim Wiederholungsgeschehen auf den STRAHLT. Beide schaukeln sich zu einem Zustand auf, den das „Übergangs-Objekt" nur langsam überschreiten kann, d. h., die Methode braucht Zeit. Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden.

Wenn die Kombination, der Knoten dieser beiden Grundkräfte -triebe zu eng, zu fixiert, zu sehr ins reine STRAHLT gekippt ist (das „Übergangs-Objekt" auf der Stelle tritt), muss eine Wiederholung stattfinden, um den Knoten zu lockern oder zu lösen. Meist gelingt dies mit der klassischen Psychoanalyse nicht. Diese Vorgänge sind zu elementar, „präödipal" wie man im Fachjargon sagt (also bevor sich der Ödipuskomplex bildet). Dagegen wird z. B. in anderen psychotherapeutischen Verfahren wie etwa dem autogenen Training, der Verhaltenstherapie oder der Meditation eine bewusste Wiederholung eingesetzt: die Wiederholung durch Üben, die Lern-Wiederholung. Hier wird dann vorausgesetzt, dass der Therapeut einen besseren Knoten des STRAHLT / SPRICHT zur Verfügung hat, und man diesen eben solange wiederholt einüben muss, bis die zu enge Fixierung aufgehoben wird. Man spürt hier schon, dass man dafür wiederum mehr vom Therapeuten abhängig werden kann. In den bereits erwähnten FORMEL-WORTEN werde ich aber einen Knoten liefern, von dem man unabhängig bleiben kann und der das „Übergangs-Objekt" zu immer höheren Formen treiben kann.

Umgekehrt verhält es sich beim Übertragungsvorgang. Hier verbleibt man zu sehr im SPRICHT, denn solange man miteinander redet, ist die Übertragung nicht ganz aufgelöst. Immer neue Bedeutungen werden produziert, und deswegen konnte ich vorhin bei der SPRICHT-Übung vom Auftauchen befremdlicher Gedanken, aus der Tiefe kommender Einfälle und Ähnlichem philosophieren. Deswegen muss das STRAHLT / SPRICHT zusammen mit den FORMEL-WORTEN gleichermaßen geübt werden. Die KENN- oder PASSWORTE sind dann ein Abschluss der Übertragung wie auch der „Übersetzung". So wird klar: Übertragungs- und Wiederholungsvorgang müssen in engem Zusammenhang erarbeitet werden.