ENS-CIS-NOM, thematische Einführung

Der Bereich dieser Wissenschaft umfasst drei Aspekte: einen praktischen (die Übungen der Analytische Psychokatharsis), einen theoretischen und einen umfassenden allgemeinen Aspekt (einen subjektbezogenen, nicht vordergründig politischen und daher vielleicht oekopsychoanalytischen Weg zu nennen). ENS-CIS-NOM ist ein Überbegriff für diese drei Aspekte, der absichtlich so rätselhaft klingt, seine Lösung jedoch nicht versteckt, sondern vielmehr das Wesen dieser Wissenschaft besonders konzentriert in sich birgt.

E-N-S-C-I-S-N-O-M, schreibt man dieses Formelwort im Kreis, so ist für jemand, der die lateinische Sprache kennt, sehr schnell zu sehen, dass von den verschiedenen Buchstaben aus gelesen ganz verschiedene Bedeutungen heraus kommen.So heißt MENS CIS NO, der Gedanke innerhalb von No, NOMEN SCIS, du kennst den Namen, OMEN SCIS N,du kennst das Omen N, CIS NO MENS, dieseits schwimme ich, der Geist, ENS CIS NOM, das Ding diesseits von Nom (abgekürzt Name), C IS NOMEN S, hundertmal, dieser Name S.HeydeckENSCISNOM0003

In dem nebenstehenden Bild von T.Heydecker ist dies mehr bildlich und künstlerisch dargestellt. Die Buchstaben finden sich versteckt in den Häusern und unter den Pflanzen und auch wieder in der bereits angezeigten Kreisschreibung, um die Verknotung des Worthaften mit dem Bildhaften deutlich zu machen. In der klassischen Psychoanalyse kommt das Bildhafte meist zu kurz. Für ein mehr meditatives Verfahren wie die Analytische Psychokatharsis ist eine derartige Darstellung jedoch idealer.

Noch einige weitere Bedeutungen stecken in diesem „Formel-Wort", die meist etwas unsinnig sind, aber darauf kommt es hier nicht an.Ich will für das, um was es hier geht, lediglich nicht wieder einen feststehenden Namen, einen fertigen Begriff, einen vorgefassten Ausdruck verwenden. Denn mit einer Bezeichnung, einem Namen, legt man auch schon die Bedeutung, ja vielleicht sogar bereits den ganzen Sinn fest, der in diesem Namen ausgesagt werden soll. Man muss nicht Latein können, um diese paar Worte einordnen zu können. Im extrem inhaltlichern Sinne spielen sie gar keine Rolle.

Natürlich habe ich ein paar Unterbegriffe (die oben genannten Aspekte) dazu geschrieben, doch auch diese könnte ich noch um einige weitere ergänzen, so dass der Leser nicht genau wüsste, um was es hier eigentlich gehen soll. Genau dies nämlich scheint mir sogar notwendig und wichtig zu sein. Denn ich gehe vom Unbewussten aus, wie es der französische Psychoanalytiker J. Lacan formuliert hat. Für ihn ist das Unbewusste ein „linguistischer Kristall", also etwas Sprachliches, das aber wie ein Kristall in verschiedene Richtungen strahlt, Buchstaben, die untereinander kristall-, gitterartig verbunden sind, Laute, die mehrdeutig klingen. Kurz: es geht zu wie im Traum, den S. Freud ja als die „viar egia zum Unbewussten" genannt hat, nur dass es sich hier jetzt um eine Verwendung „anders herum" handeln wird (es werden nicht freie Einfälle gedeutet, sondern das Unbewusste wird selbst zu seinen ihm wesentlichen Einfällen herausgefordert).

Wenn man aus dem scheinbar unsinnigen „linguistischen Kristall" (Freud sprach von einem Rebus) des Traums wichtige Bedeutungen und einen unbekannten Sinn der eigenen Seele herauslesen kann, so kann man umgekehrt das Unbewusste zu sprechen bringen, wenn man derartige„Formel-Worte", wie das eingangs gezeigte, in einer Meditation verwendet. Denn das Unbewusste wird dann durch die sprachlich-strahlend-gitterartige Strukturder „Formel-Worte" gezwungen, etwas von diesem unbekannten Sinn direkt, also ohne die gleichzeitige Präsenz eines Psychoanalytikers, heraus zu geben.Ökopsychoanalyse

Diese Verwendung "anders herum", die ich gerade erwähnt habe, soll auch etwas bezwecken, um was es mit dem ENS - CIS - NOM in erster Linie geht. Es soll um eine Wissenschaft gehen, die - wie eingangs gesagt - keinen Begriff, keinen vordergründigen Namen, kein festgelegtes Wort, ja überhaupt nichts Bestimmtes zum Ausgang nimmt. Und doch soll es sehr klar definierbar sein, soll nicht völlig von allem Sprachlichen abgelöst sein, reiner Unsinn oder wie der Rebus des Traums reines Bilderrätsel sein. Genau das erfüllt das "Formel-Wort". Mit dem "Formel-Wort" gebe ich etwas aus der Hand, das jeder für sich selbst benutzen kann, eine Hieroglyphe, die jeder meditieren kann um sein eigenes Unbewusstes sprechen zu lassen und von niemand anderem mehr bevormundet werden zu müssen.

Bezieht man die Ergebnisse einer solchen Meditation mehr auf die Umwelt, nenne ich es eine Ökopsychoanalyse, ist es mehr ein persönliches psychotherapeutisches Verfahren, nenne ich es Analytische Psychokatharsis, geht es mehr um die allgemeine Theoriediskussion, spreche ich vom Konjekturalen Denken. Ich könnte noch weitere Untertitel hier anführen, und das wäre - wie gesagt - vielleicht sogar sinnvoll. Denn durch die vielen Möglichkeiten, zu denen die Beschäftigung mit ENS - CIS - NOM hinführen kann, löst sich wieder das Festhalten an einer einzelnen Dimension oder Begrifflichkeit auf, zerstreuen sich wieder die Vordergründigkeiten einzelner Worte, Systeme und Bedeutungen. Genau dies ist wichtig. Jeder einzelne kann und soll hier Sunjekt dieser Wissenschaft werden. Ja, speziell die Betonung auf dem Subjet der Wissenschaft zeichnet diese Wissenschaft des ENS-CIS-NOM aus. Dies war und st auch das Bestreben der Psychoanalyse, aber bei ENS-CIS-NOM wird diese Grundlage noch mehr herausgestellt.

Herkömmliche Wissenschaften stützen sich immer auf ein Objekt. Bei den Naturwissenschaften ist es es materielles Objekt, bei den Geisteswissenschaften eine schon vorgefasste objektartige Einheit (z. B. so etwas wie Transzendenz). All diese Zugänge zum Wirklichen und Wahren verfehlen jedoch, dass eine Wissenschaft vorwiegend auch eine solche v o m Subjekt sein muss. Aber wie macht man dies, dass das Subjekt nicht nur ein Ich, ein Ego oder Überich, ein Idealich oder Ichideal sondern wirklich das Subjekt als solches ist und eine Wissenschaft noch dazu?

Ich habe in dem ebenfalls hier veröffentlichten Artikel >Eine Wissenschaft v o m Subjekt" ausführlich Stellung genommen.