Yoga and Psychoanalyse - Überarbeitet

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Andererseits muss man auch zugestehen, dass den Wissenschaften und speziell auch der Psychoanalyse solch integre Persönlichkeiten fehlen. Kein Lehranalytiker hat seine eigene Analyse vollendet abgeschlossen, und wenn man auch argumentieren darf, dass ein Weisheitslehrer heutzutage seine Aussagen auch im Einklang mit modernen wissenschaftlichen Beweisen belegen können muss, so gibt es unter Wissenschaftlern und Psychotherapeuten kaum jemals einen so perfekten Praktiker, der all das selbst körpernah erfahren hat, wovon er redet. Es genügt also nicht mehr nur mit gelehrten Statements oder allein mit erfolgreichen Techniken aufzuwarten, wie es die antike oder mythische Wissenschaft tat, aber auch der ‚universitäre Diskurs‘, in den viele Psychoanalytiker wieder zurückgefallen sind, reicht nicht aus. Eine ausgereifte moderne Menschheitslehre muss sich auch an so etwas wie den wissenschaftlichen Beweis anlehnen und zudem direkte und hochstehende Praxis sein. Beides ist nötig.2

Das Problem der Christian Science, der ID, der Anthroposophie, der Scientologen und anderer ähnlicher oder esoterischer Organisationen ist nicht eine Frage des Sektentums, sondern dass sie sich auf diesen Pseudoszientismus antiker Art stützen, der weit von moderner Wissenschaft entfernt ist. Auch die Psychoanalyse wirkte anfangs auf viele Menschen wie eine sektiererische Gruppe, jedoch schon bald war ihr den Naturwissenschaften angepasstes fundiert wissenschaftliches Vorgehen allgemein anerkannt. Die Frage des Sektentums erinnert mich auch an Capras ‚Tao der Physik‘ und andere esoterische Veröffentlichungen, die faszinierende Analogien zwischen Physik und ‚Spiritualität‘ dargestellt haben. Aber die beste Analogie ist noch lange kein wirklicher, wissenschaftlicher Beweis, und so ist der Versuch notwendig Yoga und Wissenschaft (Psychoanalyse) mit Hilfe einer übergeordnet-verbindlichen Sprache auf einander zu beziehen. Denn auch der reine Vergleich genügt nicht. In ihrem Buch ‚Zen-Buddhismus und Psychoanalyse‘ haben D. T.

2 Man kann die antike, mythische Wissenschaft von der modernen am besten dadurch unterscheiden, indem man ihren Bezug zum Wissen und zum Können definiert. In der antiken Wissenschaft sind diese beiden Eigenschaften noch sehr eng verbunden: wer heilt, hat recht (wer kann, weiß auch das Richtige). Dagegen sind in der modernen Wissenschaft Wissen und Können weitgehendst voneinander getrennt und dadurch präziser darstellbar.