Bild und Sprache - Seite 2

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Zu Anfang ein Bild, das ein Kind gemalt hat und das ihm den Titel „Vater und Mutter" gegeben hat. Natürlich ist das Kind kein Künstler, auch wenn Bild und Titel originell zusammenpassen. Doch deswegen stelle ich es vor. Es ist jeden sofort einsichtig, um was es hier geht. Bei diesem Kind zu Hause herrschen recht turbulente Zustände. Das ist knapp und präzise erfasst. Für mein Strahlt / Spricht - Konzept ist dies wichtig.

Auf jeden Fall sind Bild und Titel in sich und zudem aufeinander bezogen recht aussagekräftig. Nur eine sehr ausführliche, plastisch dargestellte Erklärung und eine zudem dramaturgisch gelungene Beschreibung könnten das Bild evtl. ersetzen, während der Titel wiederum nur schwer durch ein Bild zu vermitteln wäre. Freilich sind detailliertere Erkenntnisse über das Dreieck Vater, Mutter und Kind durch Bild samt Titel auch wieder nicht zu haben. Hier wäre vielleicht E. Noldes Bild „Familie" aussagekräftiger. Die Zeichnung des Kindes ist eben zu einfach, infantil, ein bisschen gedankenlos, während Nolde uns hier in die gleiche Thematik, vielleicht sogar gleiche Familiensituation samt psychologischen, psychoanalytischen Hintergrund einweiht. Hier das Bild von Nolde.

Damit wird bereits ein wenig klar, um was es hier im Sinne der Überschrift „Bild und Nolde_FamilieSprache" gehen soll. Nämlich nicht nur um eine wahllose Gegenüberstellung sprach­licher und bildlicher Ausdrücke, sondern gleichzeitig um eine Vertiefung im psychoanalytischen und kunsthistorischen Sinne, auch wenn der Begriff Kunst- historie hier etwas kritisch, heikelund schwierig zu handhaben ist. Denn es soll ja nicht speziell um Historie gehen, eher um Kunst. Doch der Begriff hat sich so eingebürgert und schon das nächste Bild verweist ausgerechnet auf tiefste und lange zurückliegende Historie. Es zeigt ein Bild von vor 40 000 Jahren, aus einer Zeit also, als der moderne Mensch aus Afrika nach Europa eingewandert ist, fast aus seiner Entstehungszeit also.

Und auch dies hat ja eben wieder wissenschaftlich psychologisches Interesse. Auch hier könnte wieder eine Familienkonstellation angezeigt sein, wie sie für die Psychoanalyse wichtig ist. Das Bild stammt von Felszeichnungen aus China und hat jetzt zwar nicht das gerade erwähnte extreme Alter, aber es ist dafür sehr typisch in seiner knappen stilisierten Art. Die Menschen sind einfach dahingesetzt und dennoch in affektvoller Bewegung. Auch hier also vielleicht wieder eine Familie in ihrer gegenseitigen Dynamik voll Freude oder Angst, voll Dramatik oder Tanz. Egal, wichtig ist der enge Zusammenhang zwischen Bild und Wort, wenn wir uns vorerst darauf einigen können, dass es im weitesten Sinne um „Familie" geht.