Ur-Verdrängung und Ur-Übertragung

I. Die Ur-Verdrängung

Heute hörte ich mich denken: „Einen Pfennig kann jeder ersetzen“. Seltsam. Und auch banal, oder nicht? ‚Einen Pfennig kann jeder geben‘ wäre vielleicht logischer gewesen. Aber nach ein paar Sekunden des Nachdenkens war mir klar: es handelt sich darum, dass jeder ersetzbar ist, also auch ich, und zwar deswegen, weil man nur ein Pfennig ist, relativ unbedeutend, quasi nichts. Nur so kann man diesem etwas verqueren Satz einen Sinn geben. Mein Mich-Denken-Hören bezieht sich darauf, dass ich schon vor langer Zeit ein selbsttherapeutisches Verfahren erfunden oder erdacht habe. Es handelt sich um eine Art

Meditation auf wissenschaftlicher Basis. Man meditiert gedanklich Formulierungen, die in einem Wort- oder Schriftzug mehrere Bedeutungen in sich tragen und somit eigentlich fast unsinnig sind. Doch wie das Unsinnige im Traum einen versteckten Sinn hat, so haben diese Formulierungen eine besondere Wirkung im Unbewussten, denn sie stoßen dort eine Antwort oder besser: Entsprechung an, die eine sinnvolle Formulierung niemals bewerkstelligen könnte. Eine solche würde nur eine Fortsetzung des Sinns ergeben, eine bewusste Weiterführung. Dem Unbewussten aber eine Antwort, vielleicht sogar einen Widerspruch, zumindest aber eine Erwiderung zu entlocken, wird einen therapeutischen Effekt haben, und hat daher größere Bedeutung. 

Die unten stehende Abbildung vermittelt eine derartige Formulierung aus der lateinischen Sprache , die von verschiedenen Buchstaben aus gelesen verschiedene Bedeutungen aufweist. Details erkläre ich später. Egal welche Sprache man benutzt, meistens gibt das Unbewusste die Erwiderung in der Muttersprache heraus so wie oben die Phrase mit dem Pfennig. Immerhin zwang mich diese Äußerung doch ein bisschen zum weiteren Nachdenken, gerade weil sie so etwas fuzzi-logisch ist. Natürlich kann man einen Pfennig durch einen anderen ersetzen, auch wissen wir alle, dass fast jeder ersetzbar ist, aber dass er deswegen ersetzbar ist, weil er wie ein Pfennig ohnehin nur sehr wenig wert ist, gibt dem Ganzen eine bestimmte Note. Das Unbewusste – sagt Lacan – ist strukturiert wie die Sprache des Anderen, des Anderen in uns selbst, des der üblichen bewussten Verbalsprache Fremden oder Jenseitigen, der/das von daher die Wahrheit parat hat. Denn „das Unbewusste ist das Kapitel meiner Geschichte, das weiß geblieben ist oder besetzt gehalten wird von einer Lüge.“[1]

Das war jetzt alles vielleicht ein bisschen viel auf einmal. Aber es geht nicht anders. Ich kann es nicht in einer Romanform bringen, was es zum Beispiel mit der von Freud so genannten Ur-Verdrängung auf sich hat. Wenn der Mensch auf die Welt kommt, ist er noch viel unreifer als jedes andere Lebewesen. Man spricht von Neotenie, einer Art Frühgeburt, die das Kleinkind viel stärker von seiner Mutter bzw. den ersten Bezugspersonen abhängig macht, als es jedes andere Lebewesen ist. Psychoanalytiker sehen diese Abhängigkeit als eine bereits beginnend sprachlich organisierte Beziehungsform. Der Anspruch der Welt, symbolisch geordnete Laute, also Erscheinungen, die schon Bedeutung in sich tragen, strömen auf den Säugling ein und überfordern ihn. S. Freud sprach diesbezüglich von ‚Reizüberflutung‘, wobei dabei alle Umweltreize einschließlich derer, die von seinen Bezugspersonen kommen, gemeint sind. Sie würden sich traumatisch auswirken, meinte Freud, und sein Schüler O. Rank sah bereits in der Geburt solch ein nicht zu bewältigendes Trauma, das jeden Menschen trifft.

Doch ist der Ausdruck ‚Reizüberflutung‘, gegen die das kleine Kind noch keine ausreichenden Abwehren hat, zu unspezifisch.[2] Die ‚Reizüberflutung‘ beinhaltet schon ein bestimmtes ‚Nein‘, also fast schon ein Wort, das eben unerträglich ist und deswegen in ganz anderer Weise traumatisch ist, als der sicherlich oft gewaltige Akt der Geburt oder der Reiz von zu viel Licht, dem das Auge nicht standhalten kann. Das ‚Nein’ kann nicht ausgehalten werden, weil es viel nachhaltiger ist, als ein Reiz, der meist kurz ist und einen konkreten Anfang und eine konkretes Ende hat. Das ‚Nein‘ muss verdrängt werden, total weggeschoben, abgespalten und verworfen werden. Es muss ‚ur-verdrängt‘ werden, was nach Ansicht der Psychoanalytiker eine nicht mehr gut zu machende Erfahrung ist, ein bleibender Mangel, ein das menschliche Sein sogar konstituierendes Fehlen, ja, eine Anti-Tendenz, ein ständiges Dagegensein.

Doch dafür gewinnt der Mensch etwas anderes: das volle Sprechen, eine symbolisch geordnete Ausdrucksmöglichkeit, die so grundlegend ist, dass man beim Menschen von einem Sprechtrieb reden kann. Das Tier hat Instinkte, Selbst- und Arterhaltungsinstinkte zum Beispiel, bei ihm ist nichts ur-verdrängt. Doch der Mensch hat – so Freuds Meinung – Eros-Lebens- und Todestriebe, die keine rein biologische Ursache und Wirkung mehr haben. Da der Todestrieb sich als besonders sperrig erwies, formulierte Lacan dieses Konzept etwas um und sprach vom Sprech- bzw. Entäußerungs-Trieb und stellte diesen dem Wahrnehmungs- bzw. Schautrieb gegenüber. Teile von beiden dieser Triebe bilden die ur-verdrängte Anti-Tendenz, die also bedeutungsbezogene Inhalte in sich trägt, so dass man gut verstehen kann, warum schon vor tausenden von Jahren die Menschen vom Teufel gesprochen haben. War der Kerl nicht genau der Anti-Typ, mit dem der Mensch sich nicht einlassen sollte, dem er aber immer wieder verfiel, weil er so lästig dagegensprach? Er war – wie das Ur-verdrängte – der ständige Widerspruch, der jedoch gleichzeitig dafür sorgt, dass man eben überhaupt spricht und sich sprachlich, verbal, austauscht, beschimpft, enthüllt, lobt und philosophiert.

Freilich bringe ich hier das Teuflische und das Ur-Verdrängte nur in einen rein analogischen und nicht bewiesenen Zusammenhang. Aber wenn wir uns mit modernen psychologischen Auffassungen ins Mittelalter zurückversetzen, klingt es nicht so unterschiedlich wie beide sich ausdrücken. Der Teufel sagte auch früher nicht so direkt: ‚du bist nichts wert‘. Er argumentierte gerne mit Paraphrasen und sagte eventuell: ‚jeder kann einen Pfennig ersetzen, aber du bist kein Pfennig, wenn du mir und meinen Lüsten folgst, wirst du viel mehr wert sein und möglicherweise sogar unersetzbar.‘ Durch die Ur-Verdrängung wird jeder Anspruch, den das Kind hat, erst einmal mehr oder weniger zurückgewiesen, und da ist es eigentlich durchaus berechtigt, sich zu sagen: schau zu, dass du dir deine Wünsche erfüllen kannst, lass nicht nach in deinem Begehren.[3] Zumindest fördert der Psychoanalytiker den Blick ins Unbewusste und das Heraushören des dort rumorenden Verlangens, um dann selbst entscheiden zu können, was man verwirklichen will und was nicht. Kein anderer kann einem das sagen, nur der/das Andere in einem selbst.

Lacan teilt die menschlichen Bereiche in Reales, Symbolisches und Imaginäres ein. Das ist eine einfache und logisch-praktische Methode, auf der seine Psychoanalyse aufbaut. Die neben nebenstehende Abbildung zeigt einen Borromäischen Knoten und ist eines der von Lacan hauptsächlich verwendeten Schemata zur Erklärung der menschlichen Seele. Es ist sichtbar, wie die drei Schlingen der erwähnten Dreiheit vom Imaginären, Symbolischen und Realen zusammen hängen, aber auch, dass beim Zerschneiden von einem auch die anderen frei sind. Wird im Seelenleben also eine Schleife zu wenig beachtet, ist es fatal für die Gesamtheit. An der Überschneidungspunkten gibt es besondere Erfahrungen, die mit Kürzeln beschriftet sind, was später erklärt werden soll.

Das  Ur-Verdrängte gehört vorwiegend dem Realen an, während die sprachliche Welt dem Symbolischen zuzurechnen ist. Dazwischen existiert noch das Imaginäre, Bildhafte, Erscheinungs- oder Anscheinhabende. Im Rahmen der Ur-Verdrängung bleibt dem Kleinkind nichts anderes übrig als sich in der Beziehung zu seinen Bezugspersonen, vorwiegend natürlich zur Mutter, mit seinem – wie manche sagen: noch äußerlichen und auch schon innerlichen Ur-Anderen – vorwiegend ins Imaginäre zu verstricken. Die Mutter wird ja noch nicht als die fertige mütterliche Frau verstanden, die sie in Wirklichkeit ist, sondern als ‚frühe Mutter‘, als liebende und doch zugleich als die Stiefmutter, wie sie es im Märchen immer sein muss. Als Hexen-Fee, als Verführungs- und Verwöhnungsfigur, als gute einerseits und geheimnisvoll ‚interessante‘ Mutter andererseits.

 

Einer meiner Patienten sagte nämlich einmal, wir haben alle zwei Mütter, die gute und die ‚interessante‘ Mutter. Die letztere war es natürlich, die im sogenannten Ödipuskomplex die wesentliche Rolle spielt. Sie lockt den Knaben mit dem hinter ihrer Mutterrolle nur versteckt aufscheinenden Frauenbild, und wenn sie es nicht versteht in diesem frühkindlichem Szenarium auch der Stimme des Vaters entsprechend Raum zu geben, beziehungsweise derselbige sich nicht als kompetenter Vater etablieren kann, geht etwas schief. Und da dies niemals ganz glücklich gelingt, steht in der Psychoanalyse Lacans diese ‚frühe Mutter‘, diese Mutter-Imago für den/das Ur-Andere, französisch L’Autre. Und L’Autre scheint zu sprechen, es scheint Zurückweisung und Bestätigung zu geben, im Imaginären ist alles etwas chaotisch.

Lacan meint, es entstünde hier etwas Konsistentes, nämlich eine ‚reale Illusion‘, die auf Grund der Triebbezogenheit aller Vorgänge zu einem ‚Verschmelzungsphantasma‘ führt. Viele psychoanalytische Autoren schreiben, dass sich dieses ‚Verschmelzungsphantasma‘ in der Stillperiode entwickelt indem es sich  an die ‚oral‘ genannte Struktur von Kindesmund-Mutterbrust anlehnt. Das Verschmelzungsphantasma füllt die Kluft, die sich immer von der Ur-Verdrängung her auftut. Imaginär assimiliert dabei das Kind die Mutter bzw. ihre Brust und schafft so parallel zur ‚realen Illusion‘ etwas symbolisch Reales, nämlich ein psychisches ‚Objekt‘, ein ‚Objekt‘ des Triebs, ein symbolisches inneres Faktum. Es handelt sich um das in der Mitte des Borromäischen Knotens (vereinfacht Bo-Knoten) eingetragene ‚Objekt‘ ‚a‘, das Lacan auch das ‚Objekt‘ der ‚Mehrlust‘ nennt, weil man es immer wieder genießen will (alle Lust will Ewigkeit, wie Nietzsche sagte). Jetzt können auch andere, übliche Verdrängungsmechanismen stattfinden und so beispielsweise das ‚Orale‘ wieder verdrängt werden.

Das ‚Orale‘ kann auch kultiviert werden. Der Gourmet z. B. erfindet sogar ein ganzes Vokabular, um dieses orale ‚Objekt‘, dieses ‚Objekt‘ seiner ‚Mehrlust‘ auf die Ebene einer Esskultur zu heben und dort festzuhalten, von der man dann eben nicht weiß, wie gut sie für das Gesamtbefinden des Feinschmeckers und für seine anderen Kulturansprüche sind. Er nennt sein orales ‚Objekt‘ Gaumenkitzel, kulinarische oder pantagruelische Speisen,[4] woran man sieht, dass sie nicht reale, sondern real-symbolische ‚Objekte‘ sind, lukullische Universalien, ‚infantil Sexuelles‘, zudem noch stark vom Imaginären Beherrschtes. Der Gourmet sucht geradezu wieder die ‚Reizüberflutung‘, wenn auch auf der Ebene einer Geschmackskultur.

Auch im Bereich der Universität existiert ein derartiges unbehagliches ‚Objekt‘,das sich das Wissen nennt (nach Freuds Buch ‚Das Unbehagen in der Kultur‘, womit kein Unbehagen an der Kultur gemeint ist, sondern eins mitten in ihr). Doch „gibt es in jedem einmal konstituierten Wissen eine Dimension des Irrtums, die darin besteht, die schöpferische Funktion der Wahrheit in ihrer Entstehungsform zu vergessen.“[5] D. h. man tut das Gleiche wie der Gourmet, der sich seine überzogene Geschmackskultur schafft; man schafft sich eine Wissenskultur, die dasselbe Unbehagen zurücklässt, weil sie die Sprache nur ausnutzt und sich nicht um die Wahrheit dieses oft überzogenen Wissens kümmert. Man erkennt nicht, dass in allen herkömmlichen Wissenschaften das menschliche Subjekt, das persönliche und subjektbezogene Menschliche, außer Acht gelassen wird. Man schickt die Leute nicht dorthin, wo die Sprache Enthüllung von Wahrheit ist – wofür sie eigentlich da wäre – sondern veranstaltet nur weiterhin einfache Kommunikation, wenn auch auf universitärer Ebene. Das Wissen der Universität ist einfach nicht ausreichend relevant und zu wenig aufs menschliche Subjekt zentriert. Es ist Wissens um des Wissen willen, also auch ‚Objekt‘ der ‚Mehrlust‘, mit dem der Professor sich genauso vollstopft wie der Gourmet mit seinen Plaisirs. 

Kurz: die Naturwissenschaft kann in diesen Bereich des Ur-Verdrängten nicht eindringen, sie können nur über neurowissenschaftliche Aspekte eine vage Annäherung versuchen. Die Geisteswissenschaften dagegen können nur darüber berichten, aber nichts Direktes vermitteln. Gleichzeitig verharren sie geradezu  in der ‚Ur-Verdrängung‘. Doch wozu dies alles, auch wenn nur in kappster Form zusammengefasst? Weil sich so eine andere, darüber hinausgehende Wissenschaft begründen lässt. Und die Psychoanalyse selbst? Sie hat die Ur-Verdrängung entdeckt und für die weitere Theoretisierung genutzt, indem eben alle üblichen Verdrängungsmechanismen an due Ur-Verdrängung anschließen können. Es muss einen Attraktor, einen Sog geben, der von Anfang an besteht und damit die Möglichkeit für weitere, anders gelagerte Verdrängungen öffnet. Ansonsten jedoch wird das Phänomen Ur-Verdrängung von der Psychoanalyse her nicht genutzt. Schließlich kann man ja die Ur-Verdrängung nicht aufheben, nicht analysieren, wie das für die anderen Verdrängungsmechanismen sinnvoll ist. Aber es gibt einen Ausweg.

Ich habe schon erwähnt, dass man in früheren Zeiten das Ur-Verdrängte einfach als Teufel bezeichnet hat, doch mit diesem konnte man reden. Luther ist das beste Beispiel dafür, indem er sagte, dass er weniger mit Gott spricht als mit dem Teufel, der ihn sehr gut kennen würde, aber auch er ihn. Was sollte man auch mit Gott reden, der abstrakt, jenseitig, metaphysisch und unerreichbar über allem situiert war. Der Teufel dagegen meldete sich selbst und wusste immer die raffiniertesten Gegenargumente, verstand es immer eventuell noch ein letztes Wort zu haben. Auch Sokrates ist ein gutes Beispiel dafür, denn er hörte stets auf sein ‚Daimonion‘, was man nicht mit Dämon übersetzen darf, aber doch mit einer inneren Stimme, die auf keinen Fall die eines Gottes selber war. Zu allen Zeiten hat man auch  von der animalischen Natur im Menschen gesprochen, die eben wie ein Rest seiner Herkunft aus dem Tierreich stammte, und die die gleiche Struktur hatte wie der Teufel oder das ‚Daimonion‘ und jetzt eben die Ur-Verdrängung. Sie war ist einfach die Stimme des Ur-Anderen im eigenen Inneren, die von Lustvollem und Aggressivem redete und mit der man sich unterhalten musste und sollte. In der herkömmlichen, klassischen Psychoanalyse geschieht dies also nur auf Umwegen oder gar nicht. Doch warum eigentlich?

In der psychoanalytischen Sitzung repräsentiert der Analytiker selbst den Teufel oder das ‚Daimonion‘, denn er sitzt in der Position des allgenmeinen Trieb-‚Objektes‘ selbst. Er kann sich nicht hinter dem Wissen verstecken, aber auch nicht von seinen eigenen Lust-‚Objekten‘ reden. Auch er verharrt in der Ur-Verdrängung und muss mehr und mehr zuhören, was der Patient ihm erzählt. Nun muss der Patient allerdings ‚fei assoziieren‘, feie Einfälle äußern, ja Peinliches und Blödheiten nicht verschweigen. Dennoch wird er nichts vom Ur-Verdrängten sagen können. Man wird nur an der Oberfläche seiner Symptome agieren. Die Symptome werden nicht ganz verschwinden, manchmal auch gar nicht.

Neben der Verdrängung existiert auch die Übertragung. Sie ist das wichtigste Instrument der Psychoanalyse und stellt die positive Einstellung zum Analytiker dar, weil man ihm Wissen unterstellt, Wissen, das er im Grunde gar nicht hat. Und selbst wenn er es hätte, dürfte er es nur sehr begrenzt verwenden. Schließlich ist er ja nicht Universitätslehrter, der – um seine ‚Mehrlust‘ zu genießen – seinen Schülern das Wissen einpaukt. Das eigentliche Wissen ruht ja im Patienten selbst, in dessen Unbewussten, in seinen Verdrängungen, Verleugnungen, Abspaltungen bis hin zu seiner Ur-Verdrängung. Irgendwann bröckelt die Übertragung indem sie durch gelungene Deutungen des Therapeuten aufgelöst wird. Denn der Patient überträgt Einstellungen aus der Vergangenheit, Gefühle und Erfahrungen aus anderen Beziehungen, also von früher oder von ganz woanders her stammende Bedeutungen auf den Analytiker, der diese Überkreuzungen dem Patienten zu erkennen geben kann, da er ihre Unangepasstheit an sich selbst erfährt. So kann der Patient all diese inadäquaten Bezüge neu ordnen und deren wahre Grundlage sprachlich formuliert in sich integrieren.

Doch wie angedeutet hilft ihm das nicht endgültig, nicht vollkommen. Die Ur-Verdrängung besteht nach wie vor im Hintergrund und sie hat schon ein wenig Sprachcharakter. Sie kann drohend wirken wie ein Fluch, der ja auch etwas sagt und nicht nur ein Bild ist. Sie kann wie eine Menetekel, also wie ein geheimes und mahnendes Schriftzeichen im Unbewussten an der Grenze vom Imaginären zum Symbolischen auftauchen. Dann nutzt es selbst nicht allzu viel, seine ‚Mehrlust‘ eingesehen zu haben. Auch ein Raucher weiß, dass das Rauchen schädlich ist, er ändert es meistens trotzdem nicht oder nur nach heftigen Angsterfahrungen oder ständigen massiven Warnungen. Die Ur-Verdrängung ist mit Libido und Aggression aufgeladen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Mensch und seine Welt nicht so sehr mit den Folgen des Urknalls entstanden sind, sondern mit etwas, das auch ins Symbolische schon mit eingeschrieben ist, das an der Dreiheit des Symbolisch-Imaginär-Realen schon teilhat. Der Mensch kann sich nicht mehr dahinter verstecken, dass aus den Zusammenballungen von Energie und Materie sich die Sterne entwickelt haben, die wiederum nach Milliarden Jahren Planeten hervorbrachten, auf denen erst ganz primitives Eiweißkettenleben, Zellen, Pflanzen, Tiere und schließlich in endlosen Kämpfen und Zyklen der Mensch zu Tage trat. Der Mensch, der sich dann als Wissenschaftler über all dies hermacht und so Behauptungen und Feststellungen erarbeitet, die jedoch sein eigenes Wesen als Subjekt, als ein dem Unbewussten unterstelltes Wesen außer Acht lässt.

Eine Wissenschaft  v o m  Subjekt ist gefragt, die auch die Objekte einschließt, und nicht darum herum redet. Denn auch die Geisteswissenschaftler machen es nicht besser. Sie rücken zwar das Subjekt ins Zentrum, aber lassen es nicht selbst zu Wort kommen. Sie gehen ans Subjekt mit schon vorgefassten Begriffen heran, von denen sie dann hintenherum deren Existenz und Bedeutung bewiesen haben wolle. Sie sehen z. B. Gott als präexistent, stützen sich aber für diese Aussage nur auf frühere Kulturen, in denen die Menschen nicht so wie ich es eingangs beschrieb sich selbst denken hörten, sondern dieses Gehörte einer überirdischen Stimme zuschrieben, einem Ur-Vater oder sogenannten ‚Geist‘. Sie hielten nach der ersten Phrase nicht inne und überlegten nicht, was sie wohl bedeuten könnte, sondern führten sie mit den Bezeichnungen fort, die in ihrer Kultur schon dafür vorbereitet waren. Sie kreierten den Mythos.

Auch der Mythos steht im Dienst des Verschmelzungsphantasmas, denn er besteht in dem Versuch, sich daraus heraus zu winden. Die ersten Laute waren Losungsworte, Hilfeschreie der Identität, die genauso dazu dienen sollten, über das Loch, die Lücke, der Ur-Verdrängung hinwegzukommen. Und wie gesagt, dies ist ja auch immer wieder gelungen, aber nicht nachhaltig genug. Denn die Angst als eine Grundtatsache des menschlichen Seins gibt es immer noch und zwar genau deswegen, weil die ‚Mehrlust‘ ja etwas ist, von der man glaubt, man könne sie mit anderen teilen. Doch das ist ein Irrtum.

Diese Lust ist sowohl eine Spiegeltatsache als auch eine Lüge.  Denn der den anderen  unterstellte Ähnlichkeits-oder Spiegelbezug bricht leicht zusammen und lässt Angst entstehen, wenn im anderen plötzlich etwas erscheint, von dem ich nicht weiß, was es ist, was es von mir will, was unheimlich ist. Denn es erhält letztlendlich eine affektive Kraft als Angstsignal von daher, dass dieses Etwas, eben dieses Objekt der ‚Mehrlust‘, ‚a‘, das hier der Blick ist,einmal ein Teil von mir selbst war, das irgendwann ins Straucheln geraten ist und jetzt wie auch immer verwandelt, verstört und somit angstvoll wiederkehrt. Doch nicht nur als Spiegeltatsache und Umkehrung des Blicks kehrt ‚a‘ wieder, sondern auch als Lüge der Kultur, als Gemeinschaftslüge, die eben gerade darin besteht, dass alles Sprechen, alles menschlich Symbolische mit diesen Losungs- und Befehlsworten begonnen hat.

Wo bei den Spiegelungen die Horizontale vorherrscht, dominiert bei den Befehlsworten die Vertikale. Es geht um das schon von dem Philosophen G. F. Hegel aufgestellte Geschehen zwischen dem Herrn und dem Knecht. Der Herr hat auf irgendein Genießen verzichtet, um eine Herrschaft zu errichten. Er versucht das erste und letzte Wort zu haben, was Lacan den Herrendiskurs nannte, den Diskurs, den der Herr mit seinen Insignien, seinem Signifikanten (den Lacan als S1 tituliert) führt. Aber er braucht seinen Knecht, der ihm sein Wissen anbietet, den Signifikanten S2. Doch das Wissen unter Kontrolle zu bringen kann dem Herrn nie ganz gelingen. „Es ist unmöglich, durch einen Befehl seine Welt zu Laufen zu bringen“, sagt Lacan.[6] Das Objekt der ‚Mehrlust‘, um das es hier vorwiegend geht, ist die Stimme, die ihre eigene Wirkung hat und genau so wenig wie der Blick symbolisiert werden kann, weshalb sie als ‚a‘ in der Mitte des Knotens thront.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

II.  Die Ur-Übertragung

 

 

Die Übertragung ist also der wichtigste Vorgang in der analytischen Psychotherapie, und sie resultiert aus der Unterstellung eines Wissens, aus der Vermutung von Fähigkeiten des Therapeuten, die die entscheidende Hilfe zur Gesundung darstellen werden. Schon aus dieser Schaukel von Über-(tragung) und Unter-(stellung) lässt sich herleiten, dass beides elementare und gegenläufig korrelierende Vorgänge sind, um die es hier geht. Auch Sublimierung –  Verfeinerung, Hebung, Veredelung –  ist ein wichtiger Begriff in der Psychoanalyse, der wohl dem der Übertragung nahe steht. Jeder Autor sagt zwar etwas anderes zum Wesen der Sublimierung, klar scheint jedoch zu sein, dass sie genauso eine ‚Kraft‘ ist, die – wie Freud sagt – einen Teilbetrag der Libido nutzt und die grundlegende Strebung zu einem Triebziel hin eben nur leicht gehemmt und doch auch ohne Verdrängung vollziehen kann.[7]

Vereinfacht lässt sich dieses Problem erfassen, wenn man die der Ur-Verdrängung parallel liegende Ur-Übertragung zu Hilfe nimmt. Die Ur-Übertragung, die irgendwie und  idealerweise mit der Ur-Verdrängung korreliert, wird in der herkömmlichen Psychoanalyse nicht erwähnt. Die positive Einstellung zu einem Gegenüber kommt ja letztendlich überall auch außerhalb der normalen psychoanalytischen Sitzung vor, und wird eben auch Übertragung außerhalb der im Sprechzimmer stattfindenden Analyse genannt. Manche sprechen auch von ‚wilder Übertragung‘, onwohl sie mit Wildheit nicht viel zu tun haben. Schon der Natur, der Physis unterstellt man ein Wissen, das verursacht, dass man sie liebt, sich in ihren Schätzen badet oder sie in ihren Regenwäldern heimsucht. Man beutet Flora und Fauna der Natur aus oder nutzt sie auch in Form ihr abgezwackter Medikamente zur Lebensverlängerung oder -verbesserung. Auch dem Priester, dem Mystiker unterstellt man ein Wissen oder Fähigkeiten, die diese genau so wenig einsetzen können wie der Psychoanalytiker sein Sachwissen. Am extremsten wird diese Ur-Übertragung deutlich, wenn man meditiert. In der Meditation nimmt man nämlich eine positive Einstellung dem Nichts, dem Dunkel vor einem, der absoluten Null gegenüber ein. Diese Art der Übertragung kann natürlich genau so wenig aufgelöst werden, wie in der klassischen Psychoanalyse die Ur-Verdrängung in den Therapievorgang einbezogen werden kann. Trotzdem sind all diese Begriffe wichtig.

Ich habe aus diesem Grund ein Verfahren entwickelt, dass diese beiden Ur’s nutzt, indem es so ziemlich ‚anders herum‘ funktioniert wie die herkömmliche Psychoanalyse. Ich habe diesen Ausdruck Lacan entnommen, der sein XVII. Seminar ‚L’envers de la Psychanalyse‘ nannte. Dies wird meist mit ‚die Kehrseite der Psychoanalyse‘ übersetzt, ich glaube aber, dass die umgekehrte, umgedrehte Seite gemeint ist, also ein ‚anders herum‘. In der Psychoanalyse steckt ohnehin schon der Bezug zum ‚anders herum‘ des Unbewussten, indem Lacan oft wiederholte, dass das Unbewusste die „Sprache des Anderen“ sei, was einen gewissen ‚vorsprachlichen Kern‘ einschließt, der zur üblichen Sprache keine Kehrseite, sondern eine umgekehrte Seite ist.

Mit dem Anderen (groß geschrieben) war nicht ein beliebiger anderer gemeint, sondern – wie vorhin schon angedeutet - ein bedeutender Anderer wie es z. B. die frühe Mutter als Ur-Anderer ist, später die Eltern es für die Kinder sind oder der Analytiker für den Patienten oder letztendlich der/das Andere, Ur-Andere im eigenen Selbst (Lacans L’Autre).[8] In diesem Punkt der Andersheit trifft die Ur-Übertragung auf die Ur-Verdrängung. Erstere spielt sich mehr im Symbolisch-Realen ab, letztere wie ja bereits erwähnt im Imaginär-Realen. Was beim Ersteren verfeinert, gehoben, sublimiert und somit bis zum ‚Ex-Sistierenden‘ hin symbolisiert wird,[9] wird bei Letzterem eben abgespalten und scheinbar ins ebenso ‚Ex-Sistierende‘ hin  gelöscht. Dagegen verbleibt die herkömmliche Psychoanalyse beim Insistierenden des Symbolischen und beim Konsistierenden des Imaginären. Das ‚Ex-Sistierende‘ des Realen wird – abgesehen davon, dass es einen entscheidenden Hintergrund bildet – hier nicht so sehr ventiliert.

Ich verweise nochmals auf die Kluft, in die der Mensch hineingeboren wird, weil er keine Instinkte mehr hat. Er verfügt anfänglich noch über einen Saugreflex, aber das ist dann erst schon mal alles. Die eigentliche Kluft beziehungsweise Leere baut sich in der Ur-Verdrängung auf, indem das Kind mehr oder weniger verzweifelt einen Halt in Form der Bilder und Blicke sucht, die es umgeben. Es sieht wie die Mutter ihre Lippen bewegt und seltsame Laute daraus hervorbringt, aber sie sagen ihm nichts und so fällt es in die Leere zurück. Ständig – so muss man sich das vorstellen – erreicht es eine Schauung, einen Anschein von etwas, das Orientierung verspricht, gibt jedoch wieder auf, nimmt erneut wahr und erschöpft sich wieder. Mitten in dieser Ur-Verdrängung entsteht also die genannte ‚reale Illusion‘‚ die identisch ist mit dem in der Psychoanalyse ebenso sehr wichtigen Begriff der Wiederholung, des Wiederholungszwangs oder -geschehens. Noch spät im Leben kann man immer wieder feststellen, dass Menschen scheinbar zufällig ein Fehlverhalten wiederholen, weil der unbewusste Mechanismus der Wiederholung auf das Verhalten zugreift.

Doch warum erzähle ich das alles? Warum all dies psychoanalytische Fachchinesisch, das vielleicht interessant ist, aber für das Verfahren, das ich hier schildern will, nur sehr indirekt Bedeutung hat. Ich tue dies , um nicht als einer dieser Autoren zu gelten, die scheinwissenschaftlich operieren und mit mehr mythischen, ideologischen oder halblogischen Gedankenkonstrukten den Markt der sozialen, psychologischen, anthropologischen und anderweitiger Veröffentlichungen zu Tausenden überschwemmen. Doch es gibt noch einen zweiten Grund. Mein Verfahren verwendet zu einem Teil einen meditativen Zugang, bei dem es wichtig ist, dass man das Gefühl absoluter Sicherheit haben muss. Heute genügt es nicht mehr sich auf hochgestellte oder auch imposante Persönlichkeiten zu stützen. Heute bedarf es exakt wissenschaftlicher Grundlagen. Diese kann ich im Grunde auf drei Seiten beschreiben und werde dies auch in Kap.       tun. Aber ein umfassender Rahmen dafür schadet nicht.

Der andere Teil des Verfahrens ist analytisch aufgebaut, weshalb ich die gesamte Methode Analytische Psychokatharsis nenne. Der kathartische Teil ist der mehr meditative, der analytische der, den ich schon eingangs mit dem rätselhaften Gedankenhören erwähnte. Obwohl dieser Gedanke )Jeder kann einem Pfennig ersetzen) schon relativ klar war, bedurfte es doch einer kleinen analytischen Nachbehandlung. Was sagt des Unbewusste hier wirklich? Vor kurzem erfuhr ich wieder so einen Gedanken und so will ich nochmals ein Beispiel geben, das den Kern der Verfahrensschilderung schon etwas vorwegnimmt. Ich dachte oder erfuhr oder hörte in mir: „Etwas noch einmal abmerken.“ Abmerken? Aufmerken könnte noch normal klingen. Auch ‚Noch einmal etwas abhaken‘ oder Ähnliches würde gehen. Abmerken jedoch war seltsam und doch ganz sicher auch die entscheidende Vokabel im ganzen Satz oder besser in der ganzen Phrase. Denn Lacan spricht hinsichtlich der Inhalte des Unbewussten von ‚ultrareduzierten Phrasen‘. Darauf komme ich noch zurück, jetzt aber nochmals kurz zum Wort abmerken.

Es scheint ums Merken, aber auch um dessen Gegenteil zu gehen. Etwas weg oder ab zu tun. Ich glaube, man muss kein Psychoanalytiker sein, um hier wieder an die Ur-Verdrängung zu denken. Das Ur-verdrängte ist eben nicht nur ein Sachvorgang, ein Sein, des weggeschoben ist, sondern ein Sagen, das verdrängt ist. Zumindest ist es also ansatzweise auch etwas Symbolisches, selbst wenn anfänglich des Imaginär-Reale vorzuherrschen scheint, sind doch alle drei im Bo-Knoten verbunden. Und was dort gemerkt und eingeprägt wurde, ist wegen des traumatischen Charakters auch sofort wieder abgemeldet, abgemerkt worden. Aber es meldet sich von dorther im Sinne des Wiederholungsgeschehens ständig wieder, so dass hier der wesentlichste Angriffspunkt für den Analytiker bestünde.

Es klappt in der herkömmlichen Psychoanalyse aber nicht mit diesem Angriffspunkt. Es gibt keine inneren Repräsentanzen dafür, keine psychischen ‚Objekte‘, an denen man angreifen könnte. Für die Analytische Psychokatharsis liegt hier jedoch die Chance. Sie nutzt die Wiederholung im positiven Sinne. Diese Unterscheidung in gute und schlechte Wiederholung ist in der Psychoanalyse wichtig. Die Psychoanalytikerin A. Bitsch schreibt, dass „die schlechte Wiederholung sich stets auf eine ‚Washeit‘, auf ein Objekt oder eine Idee bezieht . . . einen mit sich identischen Begriff, während die gute Wiederholung das Subjekt selbst als ein Medium, als die Operationalisierung von Ur und Sache bis hin zur wahren Ursache führt“. [10] Die unbewussten Wiederholungen, die wie gesagt als ein unbemerkter Zwang ablaufen, sind laut Freud die problematischen, weil sie dem Todestrieb nahestehen bzw. ihn direkt bedeuten. Unbewusst immer in die gleichen Spuren einzutauchen, kann nicht gut sein, denn man kommt ja dann nicht weiter und nicht vorwärts und so holt einen der Tod irgendwann und eben letztlich zu voreilig ein.

Man kann Kreisbewegungen machen, aber sie müssen topologisch umformt sein, um weiterzukommen. Ein Element dieser Art stellt die Analytische Psychokatharsis zur Verfügung, ich nenne es Lacan folgend einen ‚linguistischen Kristall‘, nämlich sprachliche und gleichzeitig auch kristalline, also strahlenförmige Werkzeuge wie ich sie gleich am Anfang beschrieben und auch abgebildet habe (in der Art überlappend geschriebener Formulierungen, die – im Kreis geschrieben – von verschiedenen Buchstaben aus gelesen andere Bedeutungen ergeben). Wenn andere meditative Methoden oder psychotherapeutische Verfahren dort nicht hinkommen, so deswegen, weil sie nicht über dieses entscheidende wissenschaftlich gesicherte Werkzeug verfügen, von dem ich vorhin noch zudem behauptet habe, es lasse sich auf drei Seiten beschreiben.

Die Ur-Übertragung weist also ganz andere Aspekte auf als die übliche und in den psychoanalytischen Sitzungen notwendige Übertragung. In der Ur-Übertragung setzt man sich sofort den Eckpunkten der Ur-Verdrängung aus, also dem reinen Strahlt (in Form einer kathartischen Erfahrung, einer ‚Licht‘-Wahrnehmung) und Spricht (in Form eines Tons, Verlautens). Hier dockt das Imaginäre und Symbolische am Realen an, ja stellt direkt etwas vom Realen dar. Dass dies überhaupt aushalt- und erfahrbar ist, hängt wieder mit dem Werkzeug der Formel-Formulierungen zusammen. Sie geben wissenschaftlich gesicherten Halt. In zwei Übungen konfrontiert man sich mit dem ‚Licht‘ und dem ‚Laut‘ und lässt dazwischen diese Pass-Worte (wie das abmerken) auftauchen, die einem unmittelbare Antwort aus dem Unbewussten geben wie sie sonst nie zu erfahren wäre.



[1] Lacan, J., Schriften I, Walter Verlag (1980) S. 98

[2] Freud sprach bezüglich der Ur-Verdrängung auch von ‚psychischer Gegenbesetzung‘, was heißen sollte, dass die Libido, das Psychisch-Sexuelle, nicht im beginnend eigenen seelischen Bereich gehalten werden kann, sondern ein Teil abgetrennt, also von ihr ‚gegenbesetzt‘ werden muss und somit ein Trauma darstellt.

[3] Lacan stelle gern die ‚Gretchenfrage‘ in moderner, psychoanalytischer Form: ‚Wie hältst du es mit deinem Begehren, hör nicht auf dem nachzugehen, verdränge oder verwirf nichts aus deiner Seele.

[4]  Nach dem Roman von Rabelais, das den ungeheuren und grotesken Appetit der Riesen ‚Gargantua und Pantagruel‘ schildert.

[5]  Lacan, J., Seminar II, Walter (1980) S. 29

[6] Lacan, J., Seminar XVII, Referat vom 10.6.70

[7]  Laut Freuds Definition: ‚zielgehemmt und ohne Verdrängung‘

[8]  Ich hatte bereits auf die beiden Selbstanteile hingewiesen, die hier jetzt als das Selbst und sein Andere(s)(r), L’Autre, auftreten

[9] Lacans Begriff des ‚Ex-Sistierenden‘ bedeutet: etwas „ex-sistiert“ nämlich, obwohl es nicht da ist, d. h. er ‚sistiert‘, besteht, ‚ex‘, außerhalb, also selbst außerhalb der Sprache und Bilder.

[10] Bitsch, A., Diskrete Gespenster, transkript (2011) S. 121